31 Aug 5 Fragen an Werbetexter und Agenturinhaber Julius Kemnitzer
Die Startup- und Unternehmer-Szene hat einiges zu bieten neben innovativen Startups, kreativen Coworking Spaces, auch Acceleratoren und spannende Unternehmerpersönlichkeiten. Damit ihr einen kleinen Einblick bekommt, was und wen es alles gibt, stellen wir euch immer wieder coole Persönlichkeiten aus der Szene vor.
DAS INTERVIEW mit Julius Kemnitzer
Hallo Julius, schön, dass Du die Zeit gefunden hast für ein Interview. Zuallererst stell Dich einfach kurz vor, wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Julius Kemnitzer, 27 Jahre jung und verdiene mit Werbetexten monatlich bis zu 120.000 Euro. Meine Expertise kommt allerdings nicht von nichts. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Texte, speziell für Werbetexte. Mir fiel allerdings früh auf, dass es in Deutschland nicht wirklich Ausbildungsstätten für Werbetexter gibt. An der Universität wird es in manchen Studiengängen in der Theorie zwar angeschnitten; außerdem gibt es einen Kursus der Industrie- und Handelskammer, der über zwei, drei Wochen geht. Aber auch dieser kratzt nur an der Oberfläche. Als ich als Quereinsteiger in die Branche kam, musste ich mir das Handwerk also erst einmal selbst beibringen.
Mein Wissen kommt aus zahlreichen Büchern, darunter einige aus den USA, sowie Coachings durch Experten in Deutschland. Letztendlich lernt man Copywriting aber in der Praxis. Indikatoren wie Klickzahlen und generierte Leads haben mir schnell Rückmeldung über die Wirksamkeit meiner Texte gegeben. Durch die jahrelange Beschäftigung mit Marketing und positiver Mund-zu-Mund-Propaganda konnte ich mein Geschäft dann immer weiter ausbauen. Anstatt den Weg vieler Freelancer zu gehen, habe ich dann jedoch beschlossen, eine GmbH zu gründen – mit dem Ziel, ein solides Unternehmen zu führen, das die Lücke des Copywritings in Deutschland schließt und Unternehmen fortwährend qualitativ hochwertige Texte liefert.
Was macht denn einen guten Text aus?
Ein guter Werbetext ist nicht nur „schön“, sondern erfüllt zahlreiche andere Kriterien. Wichtig ist, dass er den Fokus auf die Bedürfnisse seiner Zielgruppe legt. Klingt der Text am Ende, als würden sich zwei gute Freunde unterhalten, dann hat man es richtig gemacht. Was machen Freunde? Sie sprechen miteinander über Probleme und suchen gemeinsam Lösungen.
Damit der Leser den Text tatsächlich bis zum Ende liest, sollte er außerdem sprachlich unkompliziert verfasst sein, mit möglichst einfachen und kurzen Sätzen. Jedes „und“, jedes „Komma“ sollten die Texter dabei hinterfragen. Denn die meisten Menschen erreicht die Werbebotschaft nach der Arbeit – niemand quält sich in seiner Freizeit durch verschachtelte Sätze, die nach wissenschaftlicher Arbeit klingen.
Ein weiteres Kriterium für einen gelungenen Text ist, dass er Features immer mit Benefits verknüpft. Ist in einem Notebook eine Grafikkarte der neuesten Generation eingebaut, ist das für Fotografen beispielsweise eine wahre Arbeitserleichterung, da sie Bilder schneller und besser bearbeiten können. Es würde nicht reichen, nur davon zu sprechen, dass das Notebook mit toller Grafikkarte versehen ist. Nicht zuletzt ist es wichtig, im Text eine klare Handlungsaufforderung zu geben. Ein solcher „Call-to-Action“ dient als „Anleitung“, wobei viele Menschen erleichtert sind, wenn sie jemand an die Hand nimmt.
Die aktuelle Diskussion rund um AI und ChatGPT dauert weiter an. Wie siehst Du diese Entwicklung, ist das für Unternehmen tatsächlich eine Alternative zu menschlichen Werbetextern?
Die Bedeutung von KI-basierten Programmen wird in Zukunft weiter zunehmen und sollte keineswegs unterschätzt werden. Ich bin der Meinung, dass KI in gewissen Bereichen im Unternehmen, vor allem im Marketing, eine wirkliche Hilfe darstellen kann. Ob bei der Verfassung von Texten, der Content-Erstellung oder Suchmaschinenoptimierung – Tools wie ChatGPT können für Mitarbeiter eine echte Zeitersparnis sein und die Produktivität erhöhen.
Was rätst Du Firmen, die lieber auf AI setzen wollen, statt Marketing-Budget für gute Texte einzuplanen?
Bei all den Vorteilen gibt es allerdings auch zahlreiche Lücken in der KI, die sich besonders bei der Erstellung von Werbetexten zeigen. Ein wichtiger Aspekt ist, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt gewisse Werte und Fähigkeiten, die im Marketing ungemein wichtig sind, nicht replizieren kann: Ich spreche vor allem von Empathie und emotionalem Storytelling. Ohne menschliche Texter kann ein Werbetext diese Aspekte nicht vermitteln. Problematisch ist darüber hinaus, dass die KI-generierten Texte oft einen zu wissenschaftlichen Ton haben. Außerdem fehlen solchen Texten in der Regel die direkte Ansprache sowie passgenaue Formulierungen. Genau diese braucht es aber für gute Werbetexte.
Eine echte Alternative für einen guten Texter ist die KI demnach nicht – vielmehr ist sie als Unterstützung und nicht als Ersatz für die menschliche Intelligenz zu sehen. Wer überwiegend mit ihr arbeitet, sollte zumindest schauen, dass die Mitarbeiter im Umgang mitder KI ordentlich geschult werden. Je genauer sie die KI mit den richtigen Informationen und Befehlen „füttern“ lernen, desto besser ist das Ergebnis.
Was sollte ein Texter mitbringen, um heute noch erfolgreich sein zu können? Wo siehst Du die Kernkompetenzen?
Beim Werbetexten geht es darum, Worte zu wählen, die verkaufen. Es ist eine Kunstform, die sich stark von herkömmlichen Schreibstilen unterscheidet, da sie nicht nur informiert, sondern auch überzeugt und zum Handeln anregt. Wo traditionelles Schreiben oft breit und beschreibend ist, ist Werbetexten zielgerichtet und handlungsorientiert. Der Hauptzweck ist es, eine Reaktion beim Leser hervorzurufen, sei es durch den Kauf eines Produkts, das Klicken auf einen Link oder das Abonnieren eines Newsletters.
Das Erstellen erfolgreicher Werbetexte erfordert eine Kombination aus Kreativität, Marktverständnis und psychologischem Know-how. Es geht nicht nur darum, grammatikalisch korrekt zu schreiben, sondern auch darum, den Kern einer Botschaft effektiv zu vermitteln. Ein guter Werbetexter muss verstehen, wie man die Aufmerksamkeit des Lesers aufrechterhält, wie man Emotionen anspricht und wie man überzeugende Argumente formuliert, die zum gewünschten Handeln führen.
Vielen Dank für das Interview mit Dir und die spannenden Einblicke in Deine Arbeit. Wir sind sehr gespannt, wie sich der Markt in Bezug auf KI-basierten Lösungen entwickeln wird.
Julius Kemnitzer ist Copywriter und Experte für verkaufsstarke Werbetexte. Er unterstützt Agenturen und Dienstleister dabei, durch professionelles Copywriting die Performance ihrer Werbemaßnahmen zu steigern. Durch seine strategisch konzipierten Texte sorgt er dafür, dass Leser gefesselt werden und letztendlich zu Kunden konvertieren.
Mehr Informationen dazu unter www.juliuskemnitzer.de.
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Posted at 12:25h, 18 JuniHallo Julius,
Dein Werdegang als Werbetexter ist inspirierend! Besonders faszinierend finde ich deine Selbstlernstrategie und die Entscheidung, eine GmbH zu gründen, um die Lücke im deutschen Copywriting-Markt zu schließen. Deine Betonung auf einfachen, ansprechenden Texten, die eine klare Handlungsaufforderung enthalten, zeigt dein tiefes Verständnis für effektive Kommunikation.
Deine Ansichten zur KI im Marketing sind ebenfalls interessant. Während KI-Tools sicherlich Vorteile bieten, betonst du zurecht, dass sie menschliche Aspekte wie Empathie und emotionales Storytelling nicht ersetzen können. Deine Warnung vor dem zu wissenschaftlichen Ton und den fehlenden passgenauen Formulierungen in KI-generierten Texten ist sehr relevant.
Insgesamt hast du gezeigt, dass Werbetexten mehr ist als nur Schreiben – es ist eine Kunst, die durch Erfahrung und Marktverständnis entwickelt wird. Danke für die Einblicke und weiterhin viel Erfolg mit deiner GmbH!